Ob Lieferando, Foodora oder Orderangel – in deutschen Großstädten wie Hamburg, München oder Berlin wimmelt es nur so vor Essenslieferanten. In leuchtend orangen, blauen oder grünen Uniformen servieren sie ihren Kunden von morgens bis abends ihre frisch gekochten Leibgerichte – von Penne Arrabiata über den Double Cheese Burger mit Pommes bis hin zum würzigen Thai Curry.
Doch dieser Liefer-Boom ist alles andere als ein Phänomen der Moderne. Ganz im Gegenteil: Schon vor 125 Jahren zeichnete sich der Trend ab – zumindest in Indien. Denn die wahren Pioniere des Delivery Foods sind Dabbawallas. Ganz ohne Smartphone, Tablet und Wi-Fi brachten die indischen Lieferanten ihren Kunden das Essen bis zur Haustür. Doch wie genau funktioniert das altbewährte Liefersystem und was macht es besser als die Konkurrenz?
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Dabbawalla – mobile Gaumenfreuden seit 125 Jahren
Die Geschichte der Dabbawallas beginnt vor 125 Jahren im Mumbai. Ein viel beschäftigter Banker will mittags im Büro künftig nicht mehr auf die Kochkünste seiner Frau verzichten. Denn mit den frisch gekochten Speisen kann kein Sandwich der Welt mithalten. So fasst er einen Entschluss: Er lässt sich täglich Mittagessen von seiner Gattin an den Schreibtisch liefern. Jetzt fehlt nur noch ein Lieferant, der das Essen zu Hause abholt und zum Büro transportiert – und das möglichst schnell. Und dieser Jemand ist der Dabbawalla. Nur was bedeutet das eigentlich?Dabba steht für box. Genau genommen bezieht sich der Begriff auf tiffin boxes, also auf Wärmebehälter aus Metall zur Essensaufbewahrung. Diese sind mit den Edelstahl Brotdosen von Sattvii vergleichbar. Zuverlässig versiegeln sie die Speisen, sodass sie lange warm, frisch und schmackhaft bleiben – ganz egal, ob das Chicken Curry, die Spaghetti Bolognese oder den Linseneintopf vom Vortag. Ein weiterer Trumpf: Die Edelstahlbrotdosen von Sattvii legen großen Wert auf Nachhaltigkeit. Nicht ohne Grund sind die Behälter absolut CO2-neutral und fallen der Umwelt damit kaum zur Last.
Dabba wäre nun geklärt. Doch was ist mit wala? Unter wala verstehen wir tiffin oder lunch box delivery man. Sprich: Der Ausdruck meint einen Essenslieferanten, der die frisch zubereiteten Speisen warm und lecker zum Kunden bringt.
Die allererste Dabbawallas in Mumbai waren also ein Privatgeschäft. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Der Visionär Mahadeo Havaji Bachche erkannte früh das Potenzial der Dabbawallas und rief seinen eigenen Lieferservice ins Leben – zunächst allerdings nur für Mittagessen. Mit rund 100 Dabbawallas ging er an den Start.
Dabbawalas Menü: Wie funktioniert der besondere Lieferservice?
Der indische Lieferservice ist für seine außergewöhnliche Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit berühmt. Zum Beweis: Pro 8 bis 16 Millionen Lieferungen unterläuft den Lieferanten nur ein einziger Fehler. Das macht eine Trefferquote von beinahe 100 Prozent. Und das alles, obwohl die Essensbehälter während der Lieferung oft mehrfach übergeben werden und später sogar zu ihren ursprünglichen Besitzern zurückgebracht werden müssen. So wandern die Behälter durch die verschiedensten Hände und kommen trotzdem fast immer pünktlich beim Kunden an. Kaum zu glauben, aber nicht selten ist das Essen bis zu stolze 70 Kilometer unterwegs.Früher lieferten die Dabbawallas in Mumbai ihr Essen klassisch zu Fuß mit dem Handkarren oder mit dem Fahrrad aus. Heute sind sie auch gelegentlich mit dem Motorroller oder mit dem Auto unterwegs. Allerdings bevorzugen sie eindeutig traditionelle Transportmittel. Nicht selten erwischt man sie heute sogar immer noch mit den charakteristischen, meterlangen Transportboxen über dem Kopf, die sie ruhig und besonnen von A nach B transportieren. Das Erstaunliche: Gleich mehrere Dutzend Transportboxen finden in den großzügigen Taschen Platz.
Das Erfolgsgeheimnis des indischen Lieferservices ist sein spezielles Codesystem. Das Prinzip: Die einzelnen Behälter werden sorgfältig mit Ziffern, Buchstaben oder Farben markiert. Und genau an diesen Markierungen orientieren sich die Dabbawallas in Mumbai. Dadurch wissen sie genau, welches Essen wohin gehört. Selbst renommierte Ökonomen sind bereits auf die effiziente und kleinteilige Logistik der indischen Essenslieferanten aufmerksam geworden.
Dabbawalla: Eine Erfolgsgeschichte seit 125 Jahren
Bis heute erfreut sich der traditionelle indische Lieferdienst großer Beliebtheit. Bis zu 20.000 Essen liefern die fleißigen Boten pro Tag an ihre hungrigen Kunden aus. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Im Gegenteil: Das Business wächst weiter. Pro Jahr steigt die Wachstumsrate um 5 bis 10 Prozent – mit Tendenz steigend. Denn seit die indischen Essenslieferanten das Internet als Bestellmöglichkeit für sich entdeckt haben, erlebt das traditionelle Business einen regelrechten Aufschwung. Homepages wie http://mumbaidabbawala.in/ oder https://www.digitaldabbawala.com vergrößern ihre Reichweite in Rekordzeit.
Kein Wunder, dass der Beruf des Dabbawallas in Indien ein hohes Ansehen genießt – nicht zuletzt wegen seines ordentlichen Verdienstes. Pro Monat haben die Zulieferer ein Einkommen von 8.000 bis 10.000 Rupien vorzuweisen. Das entspricht ungefähr 117 bis 146 Euro pro Monat – kein schlechter Verdienst für indische Verhältnisse. Nicht ohne Grund gibt es derzeit rund 5.000 aktive Dabbawallas in Mumbai. Offiziell vertreten werden die Lieferanten von der Organisation Nutan Mumbai Tiffin Box Suppliers Charity Trust, kurz NMTBSCT.
Das Dabbawalla Menü – eine kleine Touristenattraktion
Der alteingesessene indische Lieferdienst versorgt nicht nur hungrige Kunden mit frischen Speisen, sondern auch noch neugierige Touristen mit außergewöhnlichen Fotomotiven. Denn längst kann man die fleißigen Zusteller auf ihren Touren durch die quirligen Straßen Mumbais begleiten. Dabei erlebt man den uralten, überpünktlichen Service nicht nur hautnah, sondern erhält auch noch spannende Informationen rund um die Entstehungsgeschichte. Bei einigen geführten Touren ist sogar für das leibliche Wohl gesorgt. Denn wer könnte sich ein leckeres Dabbawalla Menü schon entgehen lassen?Gut zu wissen: Die Dabbawalla-Touren dauern im Schnitt bis zu vier Stunden und kosten rund 20 Euro.
Der Dabbawalla-Beruf ist für viele Inder alles andere als ein Gelegenheitsjob. Das Gegenteil ist der Fall. Der vergleichsweise gut bezahlte Job sichert oft das gesamte Einkommen einer indischen Familie. Nicht selten arbeiten die zuverlässigen Lieferanten bereits in dritter, vierter oder fünfter Generation bei dem Traditionskonzern. Aus gutem Grund: Frisch gekochtes Essen hat für die Inder einen hohen Stellenwert. Genauso wichtig ist ihnen die Tradition, in die Fußstapfen des Vaters oder des Großvaters zu treten. Beides ist beim Dabbawalla-Beruf erfüllt. Und genau deshalb erfüllt die indischen Lieferanten ihr Beruf mit größtem Stolz.